Eigentlich gibt es da nur eins mitzuteilen: WIR SINGEN…
In den Troppauer Nachrichten kann man auf der letzten Seite lesen, dass jeden Dienstag nachmittags im Begegnungszentrum gesungen wird. Überschrift: Einladung. Noten sind da, auch Texte, ein Keybord und zehn Sängerinnen und zwei Sänger. Und gesungen werden deutsche Volkslieder. Wahrscheinlich wollen aber nicht viele singen.
Aber wenn die Volkslieder sterben geht ein bedeutendes Erbe unter. Und das können wir nicht zulassen.
"Höre fleissig auf deutsche Volkslieder, sie sind eine Fundgrube der schönsten Melodien. In den Liedern hat der Deutsche gelacht, geweint, geträumt, geklagt, gekämpft und gebetet" - hab ich irgendwo gelesen…
Schon vor vielen Jahren, bald nach der Gründung des deutschen Vereins, wusste schon Betty Opolony, dass Musik machen noch besser ist als Musik hören. Sie sammelte Noten und sammelte Sänger. Natürlich hauptsächlich Sängerinnen. Und es wurde gesungen. Später übernahm Josef Abel Leitung. Mit seinem Keybord konnte er die Gesangsfreudigen so richtig unterstützen. Eva Hanslikova gab der Gruppe den Rahmen - sie nähte für alle, ob Mann oder Frau - einheitliche ,,Bekleidung,,. Als uns Josef Abel im Jahr 2008 für immer verlassen hat, übernahm ich die Aufgabe, das deutsche Lied in unserem deutschen Verein nicht aussterben zu lsassen. Wir werden Kulturgruppe genannt. Aber dazu würde auch Tanz gehören und so manches mehr. Da muss dann unser Vorsitzender H.Korbel anderweitig etwas organisieren, damit unsere verschiedenen Veranstaltungen für die Mitglieder atraktiv bleiben. Es ist ja nicht jedermanns Sache Musik und Gesang zu lieben. Viele ahnen nicht, dass wir vor jedem Aufritt grosses Lampenfieber haben, obzwar wochenlang fleissig geprobt und gedrillt wurde. Wahrscheinlich sagt sich so mancher der neuen anwesenden Zuhörer: was wollen denn da die NICHTMEHRGANZJUNGEN….Aber der Bonton gebietet ihnen zuzuhören. Nur die herumlaufenden Kellner und - innen untermalen störend die Lieder mit Kaffeetassengeklapper und Kaffelöffelgeklimpere.
Die können ja auch nicht wissen, was Beethoven gesagt hat:… er gäbe seinen ganzen Kompositionsruhm um die Erfindung der Voksweisen.
Und wer weiss schon, dass so manchesVolkslied aus dem 16. Jhd. noch heute gesungen wird. Oder dass das Lied "Kuckuck Kuckuck rufts aus dem Wald" in der Türkei beliebt ist.
Trotzdem übertönen Schlager, volkstümliche Musik, Pop- und Rocklieder das alte Vokslied. Auch wir – ich muss es gestehen – widmen wir uns heute nicht nur alten Volksliedern.
Wir singen auch so manchen alten Schlager, der an die Kriegszeit erinnert, überlebt hat und so zum Volkslied gestempelt wurde. Etwas muss in diesen Liedern wohl stecken, dass sie dem Zahn der Zeit getrotzt haben.
Auch die Interpretation von Volksliedern ist nicht so anspruchsvoll wie die von Kunstliedern. Trotzdem kann so manches Kunstlied von allen gesungen werden, wie z.B. ,, Am Brunnen vor dem Tore,, komponiert von F.Schubert. Ebenso das Lied,, Guten Abend gute Nacht,, komponiert von J. Brahm, ist so bekannt, dass man glaubt, es sei eine Volksweise.
Manchmal wird zwar,,böhmakelt,, - eigentlich: pämakelt -. Zum Beispiel ,,Kein schöner Land in dieser Zeit,, wurde schon im Jahr 1803 gesungen. Wer hätte damals gedacht, dass nach mehr als 200 Jahren in Troppau ,,Kein šäner Land,, gesungen wird…Aber das macht ja nix….Oder? Man soll mit der Seele singen und Freude,Kummer, Schmerz, Ärger oder Liebe in ungekünsteltem Singen ausdrücken. Ausdrücken können. Vielleicht wird dann das deutsche Volkslied auch die nächsten 200 Jahre überleben
Und so schliesse ich mit einem Satz, den mir mein Klavierlehrer Ludwig Grande im Kriegsjahr 1940 ins Stammbuch schrieb:
Nur frisch,nur frisch gesungen
Und alles wird wieder gut.
Dieses Rezept hat noch nie seine Wirkung verfehlt
G. Kratochvilova