Liebe Leserinnen und Leser der Troppauer Nachrichten,
„draußen rot und drinnen leer, fährt in Troppau hin und her“ – hat man in der ersten Republik in Troppau gesungen. Seit 1905 fuhr nämlich in der Stadt die Straßenbahn, die angeblich meistens leer fuhr. Ob sie wirklich leer herumgefahren ist, kann ich nicht beweisen. Dazu bin ich, auch mit meinen bald 80 Jahren, zu jung. Dass sie wirklich rot-weiß gewesen ist, sieht man auf verschiedenen Zeichnungen. Die heutigen Stadtbusse, die in Troppau herumfahren, sind zwar nicht alle rot-weiß, aber meistens zurzeit auch leer. Nicht wegen der hohen Fahrpreise, wie es damals gewesen sein soll, sondern wegen Corona.
In einer einzigen Woche hat sich unser Leben total verändert. In den letzten Troppauer Nachrichten haben wir zur Deutschen Messe und zur Muttertagsfeier eingeladen. Bevor aber die Troppauer Nachrichten Sie, die Leser, erreicht haben, war alles anders. Als wir sie zum Druck gebracht haben, war alles noch, kann man sagen, normal. Abgeholt von der Druckerei wurden die Troppauer Nachrichten aber schon in der Zeit der von der Regierung wegen des Coronavirus angekündigten Einschränkungen. Wegen dieser Einschränkungen, des Versammlungsverbots, mussten wir aber das Begegnungszentrum schließen. Nicht einmal die Sprachkurse konnten weiter stattfinden.
Liebe Leserinnen und Leser, damit könnte ich eigentlich mein Editorial heute beenden. Das Begegnungszentrum ist geschlossen, es ist nichts mehr los. Punkt. Aber so ist es in Wirklichkeit nicht. Trotz des geschlossenen Begegnungszentrums arbeiten wir, wenigstens die Frau Geschäftsführerin und auch ich, weiter. Im Home Office, wie es heute so schön genannt wird. Aber diese Arbeitsweise wird bei uns schon lange praktiziert. In den Tagen, an denen das Begegnungszentrum offen ist, ist es uns kaum möglich, an Sachen zu arbeiten, bei welchen man nachdenken muss. Da kommt alle Augenblicke jemand ins Büro mit Fragen oder Wünschen, die man beantworten oder bearbeiten muss. Dagegen haben wir beide zu Hause dazu die nötige Ruhe. Die Frau Geschäftsführerin am Abend bis in die Nacht, der Vorsitzende dagegen früh morgens. Außerdem, was mich angeht, ist der Computer im Büro zwar moderner und hat verglichen mit meinem alle möglichen Verbesserungen, aber an meinem 15 Jahre alten Computer arbeitet es sich mir viel besser.
Wegen der Coronapandemie hat eigentlich von den für das Frühjahr geplanten Veranstaltungen keine stattgefunden. Alle mussten wir verschieben. Aber nicht nur wir, auch die anderen Veranstalter mussten dasselbe tun. Verschoben ist deshalb auch der 71. Sudetendeutsche Tag vom Mai in Regensburg auf Oktober, und zwar nur in kleinerer Form in München. Was werden aber die Folgen aller dieser Verschiebungen sein? Die Einschränkungen sind bis Ende April verlängert worden. Nach den Vorstellungen der Regierung sollen sie schon nach Ostern erleichtert werden. Wir hoffen, dass vielleicht die Erleichterungen auch unsere Arbeit betreffen und wir unsere für Mai und Juni geplanten Veranstaltungen zu den vorgesehenen Terminen durchführen können. Falls das nicht der Fall sein sollte, müsste die Muttertagsfeier ganz abgesagt werden, denn den Muttertag, der am 2. Maisonntag ist, im Herbst zu feiern, ist nicht vorstellbar. Und unsere Jahresversammlung müsste auf spätere Zeit verschoben werden. Davon abgesehen, dass in der späteren Zeit der Terminkalender wegen der Verschiebung von vielen Veranstaltungen überfüllt sein wird, entsteht bei der Jahresversammlung auch ein rechtliches Problem. Dem Gesetz nach müssen die Mitglieder zur Jahresversammlung minimal 30 Tage im voraus eingeladen werden, was schon zu schaffen wäre. Der Satzung nach aber endet die Amtszeit des Vorstandes nach 3 Jahren vor der neuen Wahl, also am 27. Juni. Von da an läuft eine Frist von 6 Monaten, in welcher ein neuer Vorstand gewählt werden muss. Falls es innerhalb dieser Frist nicht gelingt, einen neuen Vorstand zu wählen, muss eine Vollversammlung zur Auflösung des Vereins einberufen werden. Hoffentlich werden wir davon verschont bleiben.
Liebe Vereinsmitglieder, im vorigen Absatz habe ich schon die Jahresversammlung angesprochen. Zu dieser, außer meinem Appell an Sie, an der Jahresversammlung teilzunehmen, auch ein Aufruf. Weiter oben schrieb ich, dass bei der Jahresversammlung der Vorstand gewählt werden muss. Hier mein Aufruf an Sie. Überlegen Sie, wen Sie gerne im Vorstand des Vereines sehen möchten und schlagen Sie den Betreffenden oder die Betreffende als Kandidaten vor. Wahlen sind nur dann sinnvoll, wenn es mehrere Kandidaten gibt. Eine bloße Wahl per Akklamation haben wir doch lange genug erlebt.
Liebe Leserinnen und Leser der Troppauer Nachrichten, ich wünsche Ihnen allen, dass Sie dem Coronavirus erfolgreich entgehen, und freue mich darauf, Sie bei einigen unserer Veranstaltungen wiederzusehen.
Euer Vereinsvorsitzender Ing. Hans D. Korbel