Liebe Leserinnen und Leser der Troppauer Nachrichten, ja, die Zeit vergeht. Kaum haben wir eine Nummer der „Troppauer Nachrichten“ verschickt, ist es an der Zeit, eine weitere vorzubereiten.
In der letzten Ausgabe haben wir ausführlich über unsere jährliche Mitgliederversammlung berichtet. Aber das war nicht unsere einzige Aktivität. In den Ferien war zwar wirklich nicht viel los, aber im September haben wir wieder Vollgas gegeben.
Alljährlich am dritten Samstag im September findet die Wallfahrt der Nationen im Wallfahrtsort Mariahilf bei Zuckmantel statt. Dieses Jahr war es bereits das fünfundzwanzigste Mal. Die geistlichen Väter dieser Wallfahrt, ursprünglich aus drei Nationen, von beiden Seiten der Grenze – der Wallfahrtsort liegt an der Grenze zwischen Tschechien und Polen, in einem vor dem Krieg überwiegend von Deutschen bewohnten Ort –, waren 2 Priester, der Deutsche P. Adolf Schrenk aus Weilersbach, gebürtig aus Lindewiese, und ein weiterer Deutscher, P. Josef Globisch aus Oppeln, Polen, mit Unterstützung des Bischofs Msgr. František Václav Lobkowicz. Mitglieder unseres Vereins wurden auf der Wallfahrt als Vertreter der Deutschen in Tschechien vorgestellt.
Im Monat September fand auch ein traditionell von unserem Verein angebotenes Bildungsseminar statt. Traditionell fand auch die diesjährige Veranstaltung im Altvatergebirge statt. Diesmal spielte sie sich in Baude Moravice in Karlsthal ab. Auch das Programm des Seminars war eigentlich traditionell: es gab Vorträge; diesmal bezogen sie sich alle auf das Altvatergebirge und die Landesversammlung, die ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Allerdings war bereits die Vorbereitung des Seminars mit Problemen verbunden. Zum einen war schon die Besorgung der Unterkünfte gar nicht so einfach. Nach der Lockerung der Anti-Covid-Maßnahmen gab es ein enormes Interesse an Unterkunftskapazitäten. Wir hatten die Hütte Eden gebucht, die Reservierung musste allerdings binnen einer Woche bestätigt werden. Aber bevor wir alles durchgerechnet hatten, waren wir nur um einen Tag zu spät, und das Gästehaus war bereits belegt. Als Ersatz wurde uns das Ferienhaus Moravice angeboten. Wir fanden gleich nach unserer Ankunft heraus, warum das Interesse an diesem Haus nicht so groß war. Es gab viele Treppen.
Aber das war nicht das einzige Problem. Kurz vor dem Beginn des Seminars brach eine neue Corona-Krise aus, und so viele Leute haben sich wegen dieses Hindernisses bei uns entschuldigt, dass wir sie nicht durch Nachrücker ersetzen konnten. Und das betraf nicht nur die Teilnehmer. Auch einer der Referenten, der Präsident der Landesversammlung Mgr. Martin Dzingel, musste wegen einer Covid-Erkrankung absagen. Sein Thema musste dann vom 1. Vizepräsidenten übernommen werden.
Wie jedes Jahr war auch in diesem eine Studienreise Teil des Seminars. In deren Rahmen besuchten die Teilnehmer das Schiefermuseum in Bautsch, das einzige Museum seiner Art in der Tschechischen Republik, sowie die sehr interessante Ortskirche Mariä Himmelfahrt. Das nächste Ziel war das Schloss in Radun, und am Ende besuchten wir eine interessante Ausstellung im Hultschiner Museum.
Weitere Einzelheiten über das Seminar finden Sie im Artikel der Teilnehmerin Frau Margit Řehoříková an anderer Stelle in dieser Ausgabe.
Im Oktober fand in Prag das traditionelle große Kulturtreffen der Deutschen Minderheit statt. In diesem Jahr war es etwas feierlicher. Auf diesem Treffen feierte man auch das große 30-jährige Jubiläum der Versammlung der Deutschen Verbände. Bis zur Samtenen Revolution konnte in der Tschechoslowakei nur eine einzige Vereinigung von Bürgern deutscher Nationalität, der Kulturverein der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechoslowakei, tätig sein. Außerdem war er nicht nur dem damaligen Regime verpflichtet, sondern konnte auch nicht in der gesamten Republik operieren. Er operierte nur in den Gebieten nahe der Grenze zu Deutschland, und zwar nur derjenigen zum ‚guten Deutschland‘. Die einzige Ausnahme war Brünn. Nach der Samtenen Revolution gab es regionale Organisationen sowie Gruppen, die sich vom früheren Regime des bezahlten Kulturvereins lösten. Ihre Vertreter, die sich 1991 im Verband der Deutschen in der Tschechoslowakei (gegründet 1990) trafen, kamen überein, ein Treffen aller Zusammenschlüsse der Deutschen in der Tschechoslowakei einzuberufen. Daraufhin wurde die Gründung eines Dachverbandes der Deutschen in der Tschechoslowakei vereinbart. Dieser wurde dann, wie bereits erwähnt, am 7. November 1992 in Reichenberg gegründet. Die Feier, verbunden mit Reden der Ehrengäste, des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, Vertretern der tschechischen Regierung, der Kulturministerien der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, des Goethe-Instituts und schließlich befreundeter Organisationen, zog sich lange hin, was sich negativ auf das folgende Programm auswirkte. Dieses war wie üblich aus den Auftritten von Vertretern einzelner Landesverbände zusammengestellt. Als Gast trat eine Tanzgruppe aus München auf, die Volkstänze des Egerlandes aufführte.
Höhepunkt des Programms sollte das Anschneiden von zwei Torten sein. Obwohl die Torten auf der Bühne präsentiert und auch langjährige Funktionäre der Landesversammlung auf die Bühne eingeladen wurden, fand das Anschneiden selbst unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Am großen Kulturtreffen nahmen insgesamt 12 Personen aus unserem Verein teil, die insgesamt 3 Tage in Prag verbrachten und auch am deutschen Gottesdienst in der Kirche St. Johannes der Täufer teilnahmen, der das große kulturelle Treffen eigentlich beendete.
Liebe Leserinnen und Leser unseres Mitteilungsblattes, das waren die vergangenen Ereignisse. Aber was wird geschehen? Es wird eine Andacht zum Volkstrauertag auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Troppau stattfinden, es wird ein Treffen mit den Jubilaren der zweiten Jahreshälfte stattfinden und ein Jugendtreffen; es werden deutsche Messen stattfinden und schließlich wird es auch ein Vorweihnachtstreffen geben. Und dann ist das Jahr 2022 zu Ende. Und ich hoffe nur, dass wir mit unserem Mitteilungsblatt noch einmal vor dem Weihnachtstreffen herauskommen werden.
Euer Vereinsvorsitzender Ing. Hans D. Korbel