Liebe Leserinnen und Leser der Troppauer Nachrichten, das heutige „Wort des Vorsitzenden“ wird wohl etwas länger ausfallen. Es ist das letzte „Wort des Vorsitzenden“ dieser Wahlperiode, daher möchte ich darin Rechenschaft für diese gesamte Wahlperiode ablegen.
Dies auch deswegen, weil ich mich, auch aus Altersgründen, vor allem aber aus familiären Gründen, dazu entschlossen habe, auch während meiner gesamten aktiven Zeit in unserem Verein nicht wieder für ein Amt zu kandidieren.
Ich gehöre zu den Gründungsmitgliedern unseres Vereins. Wir haben im Grunde bei Null angefangen, nur aus Leidenschaft für die Sache. Wir freuen uns, unsere deutsche Abstammung öffentlich bekennen zu können. Dass wir offen auf Deutsch reden können. Dass wir deutsche Lieder singen können. Um die Miete für den Saal für unser Treffen zu bezahlen, stellten wir einen Teller auf den Tisch, und die Leute legten Kleingeld darauf. Und es wurde immer so viel gesammelt, dass auch noch für die notwendigen Kosten, wie zum Beispiel das Porto, etwas übrigblieb. Schließlich haben sich Menschen aus Jablunkau, Oder, aber auch aus Zukmantel bei uns angemeldet. Und als unsere vertriebenen Landsleute uns Geld versprachen, um Räume zu mieten, in denen wir uns treffen, in denen wir unsere Muttersprache lernen und verbessern konnten, fanden wir solche Räume auch. Allerdings waren sie leer. Wir haben sie mit Dingen gefüllt, die unsere Mitglieder mitgebracht haben. Unser erstes BGZ haben wir am 1. Dezember 1991 in der Parkstraße eröffnet. Und der erste Deutschlehrer in unserem Zentrum war unser Mitglied Emmerich Kurka. Er leitete auch unsere erste Kulturgruppe.
Das von unseren vertriebenen Landsleuten versprochene Mietgeld kam jedoch nicht, wir schuldeten Miete und das Ergebnis war die Kündigung. Was nun, was ist mit all den Dingen, die wir in der Zwischenzeit angesammelt haben? In dem Haus, in dessen Hof ich meine Garage habe, befand sich eine Kellerwohnung, die die ebenfalls Deutschen Langers wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit und Schimmel aus gesundheitlichen Gründen verlassen mussten. In die frei gewordenen Räumlichkeiten zog eine Druckerei ein. Nachdem die Stadt das Haus an das Ehepaar Zbořil verkauft hatte, musste die Druckerei ausziehen. Es waren keine idealen Räume, aber sie waren es. Hinzu kommt, dass wir inzwischen das Geld für die Miete erhalten haben, wir aber trotzdem ausziehen mussten. Ein anderer Mieter wartete bereits auf die Freigabe der Räumlichkeiten. Wir haben mit Herrn und Frau Zbořil eine Vereinbarung getroffen und die Räumlichkeiten gemietet.
Wir hatten Räumlichkeiten, aber es war eine Druckerei. Die Räumlichkeiten mussten umgebaut werden. Fast alle Mitglieder beteiligten sich an ihren Reparaturen. Jeder tat, was er konnte. Und wir mussten auch unsere gesamte Ausrüstung von der Parkstraße in unser neues Gebäude am Horovo náměstí bringen. Die Beauftragung einer Umzugsfirma kam nicht in Frage. Dafür gab es kein Geld. Und so dienten ein Auto, ein Anhänger und die willigen Hände unserer Mitglieder. Der gesamte Umzug mit Vorbereitung der Räume dauerte etwa zwei Monate und am 31. Januar 1993 könnten wir unser neues Begegnungszentrum offiziell eröffnen. Gleichzeitig mit dem Zentrum haben wir auch unsere erste Ausstellung „Troppau als Motiv“ eröffnet. Zahlreiche Gäste waren der Eröffnungsfeier bei. Es kamen auch Vertreter der Stadt, Gäste aus Prag vom Verband der Deutschen in der Tschechoslowakei sowie Vertreter der regionalen und nationalen Presse. Einfach großer Ruhm im Keller.
Allerdings war die Luft-feuchtigkeit im Keller ein großes Problem, vor allem beim Ausdrucken unseres Informationsblatts, den wir damals komplett selbst produzierten, auf einem Kopiergerät. Wir suchten daher nach anderen, geeigneteren Räumen. Uns wurde sogar der Kauf einer Immobilie angeboten. Wir haben 3 der verfügbaren Immobilienangebote ausgewählt, die Vertreter der Deutschen Botschaft und des Innenministeriums der Bundesrepublik Deutschland besichtigt haben. Anstelle einer Immobilie einigten sie sich mit unseren Vermietern, Herrn und Frau Zbořil, auf die Anmietung der Räumlichkeiten im 1. Stock, die wir noch heute nutzen. Allerdings lag es wieder an uns, die Räume einzurichten und vor allem umzuziehen. Beides natürlich lag wieder an uns.
Und in diesen Räumen leben wir noch heute. Sie sind schön, sie sind groß. Es gibt 4 große Zimmer und eine kleine Küche mit Speisekammer. Zunächst teilte Herr Cábel, ein früherer Nutzer, das gleiche Zimmer mit uns. Trotzdem konnten wir in einem Raum ein Büro einrichten; in einem anderen Raum befanden sich Gesellschafts- und Ausstellungsräume und in einem anderen eine Bibliothek und ein Klassenzimmer. Als dann Herr Cábel auszog, konnte in diesem Raum das Büro der damaligen Stiftung „Bohemia Troppau“ untergebracht werden, und nach deren Auszug hatten wir einen wunderbaren Raum für Ausstellungen. Die Ausstellungen wechselten viermal im Jahr. Sie wurden von unserem Mitglied, Herrn Foltýn, erstellt und konzentrierten sich ausschließlich auf deutsche Persönlichkeiten und ihre Werke, die mit der Tschechischen Republik verbunden sind. Wir waren zum Beispiel die ersten, die den Troppauern Joseph Maria Olbrich vorstellten, nach dem die ehemalige Straße der Roten Armee benannt wurde; aber in Troppau wusste fast niemand, wer das war. Als Herr Foltýn starb, gab es keine Ausstellungen mehr. Und mit der Zeit wurden die Mitglieder immer älter. Wir, zu Beginn der Geschichte unseres Vereins die Jüngeren, sind mittlerweile über 80 Jahre alt, und es ist ohnehin schon ein Problem, in den ersten Stock zu kommen, ohne außer Atem zu geraten. Auch die vier großen Räume unseres Zentrums scheinen unnötig zu sein, daher suchen wir nach anderen Räumen. Wir verfügen über einige Mittel aus dem Nachlass von Herrn Potter, die Herr Potter unserem Verein vermacht hat, mit der Maßgabe, dass diese Mittel für den Erwerb günstigerer Räumlichkeiten verwendet werden sollten. Was jedoch zum Zeitpunkt der Eröffnung von Herrn Potters Testament für den Kauf der Räumlichkeiten ausreichte, hätte zusammen mit dem erhaltenen Betrag auch für den Kauf einiger Immobilien verwendet werden können. Sicherlich nicht für das ganze Haus, wohl aber für einige nicht bewohnbare Nebenräume. Aber wir waren anspruchsvoll. Wir baten um 2 bis 3 rollstuhlgerechte Zimmer in der Nähe von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs. Und leider haben wir keine gefunden. Denn seitdem sind die Immobilienpreise so stark gestiegen, dass es heute nicht mehr möglich ist, für dieses Geld Immobilien zu kaufen. Gleichzeitig sind neue Räumlichkeiten wirklich notwendig. Nicht nur, weil Treppen vielen von uns Probleme bereiten – sondern vor allem, weil die Wohnung, in der wir uns befinden, in einem baufälligen Zustand ist und dringend einer Sanierung bedarf. Vor allem aber auch, weil wir mit der baldigen Kündigung des Mietvertrags rechnen müssen. Eigentümer der Wohnung ist das Ehepaar Lihotzki, das mittlerweile in Deutschland lebt und arbeitet und für den Ruhestand in seine Wohnung zurückkehren möchte. Der Mietvertrag stammt aus dem Jahr 2012, so dass davon auszugehen ist, dass der Zeitpunkt ihrer Rückkehr in die Tschechische Republik naht. Und laut Vertrag haben wir nur eine dreimonatige Kündigungsfrist. In so kurzer Zeit ist es schwierig, einen geeigneten neuen Wohnsitz zu finden.
Aber lassen Sie uns von der Geschichte in die Gegenwart übergehen. Schließlich hat sich in unserem Verein seit der letzten Ausgabe unseres Mitteilungsblattes etwas getan. Im April feierten wir mit unseren Mitgliedern zusammen, deren Geburtsdaten in der ersten Jahreshälfte liegen, ihre Geburtstage. Es war meiner Meinung nach ein wunderschönes Treffen. Es wurde durch Glückwünsche für den Achtzigjährigen bereichert, dem eine wunderschöne und besonders schwere Torte überreicht wurde. Sie war ganz in Zellophan verpackt. Als Herr und Frau Klimeš das sahen, erinnerte es sie an die Zeit vor etwa 40 Jahren, als Toilettenpapier aus dem Ausland eingeführt wurde, weil wir uns sonst mit Zeitungspapier den Popo abwischen mussten. Schade nur, dass nicht alle gekommen sind, für die dieses Treffen vorbereitet war.
Eine weitere Veranstaltung unseres Vereins war das traditionelle Treffen zum Muttertag. Bei der Eröffnung für unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter sangen Kinder aus der Grundschule von Ilja Hurník unter der Leitung der Lehrerin Frau Tolochová. Nach ihrem Auftritt ergriff der Vorsitzende des Vereins das Wort, der die Anwesenden und die anwesenden Mütter, Großmütter und Urgroßmütter begrüßte, aber auch allen Anwesenden ein Glas Wein spendierte. Die gute Stimmung war auch den verbliebenen Mitgliedern unserer Kulturgruppe zu verdanken. Allerdings muss man anmerken, dass einige Gesangsbegabte unter den Anwesenden ihnen sehr geholfen haben. Den Müttern und Großmüttern überreichte der Vorsitzende zusammen mit Ing. Švábová wunderschöne Blumen, die sie noch lange an dieses Treffen erinnern werden. Es handelte sich um Topfpflanzen.
Unter den anderen von uns organisierten Veranstaltungen sind vor allem die deutschen Heiligen Messen zu nennen, die jeden Monat in der Kapelle zur Hl. Kreuzerhöhung in der Matiční-Straße in Troppau unter dem Vorsitz unseres Mitglieds P. Hnátek stattfinden.
Liebe Leserinnen und Leser des Mitteilungsblatts, liebe Mitglieder des Schlesisch-Deutschen Vereins, ich habe in der Einleitung geschrieben, dass dies das letzte „Wort des Präsidenten“ dieser Wahlperiode ist. Bereits am 22. Juni findet bei uns die Jahresversammlung statt, bei der wir die neue Leitung unseres Vereins wählen. Wahlen jeglicher Art sind sicherlich eine ernste Angelegenheit, egal ob es sich um Präsidentschaftswahlen, Parlamentswahlen, Kommunalwahlen oder, auf den ersten Blick, normale Vereinswahlen handelt. Es wird immer jemand gewählt, dem wir Entscheidungsmacht für uns, aber auch über uns anvertrauen. Und deshalb sollten wir immer mit vollem Verantwortungsbewusstsein an die Wahlen herantreten und solche Vertreter wählen, die ihre Aufgaben verantwortungsvoll wahrnehmen und nicht nur auf ihr eigenes Wohl, sondern auf das Wohl unseres gesamten Vereins achten. Ich bin überzeugt, dass Sie die Wahlen verantwortungsvoll angehen werden. Als derzeitiger Vorsitzender möchte ich allen Mitgliedern des bisherigen Ausschusses und den Haushaltsprüfern für ihr verantwortungsvolles Vorgehen in dieser Wahlperiode danken und wünsche dem neu zu wählenden Ausschuss und insbesondere seinem Vorsitzenden viel Erfolg bei seiner Arbeit.
Euer Vereinsvorsitzender Ing. Hans D. Korbel